Jahrestreffen
Am 5. und 6. Januar fand, wie jedes Jahr, unser borderline-europe Jahrestreffen statt. Zu dieser Gelegenheit trafen sich Mitarbeiter*innen aus Palermo und Berlin, sowie Praktikant*innen beider Standorte und Aktivist*innen aus ganz Europa in Berlin um das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und sich über Vorhaben für 2018 auszutauschen.
Die Notwendigkeit sich für die Rechte von Geflüchteten stark zu machen und alles daran zu setzen die EU- Grenzpolitik im Mittelmeerraum in Richtung einer menschenwürdigen Politik hin zu beeinflussen bestand im Jahr 2017 weiterhin. In Anbetracht der Prognosen für 2018 wird sich dies auch nicht ändern. Ein verschärftes Dublin-Protokoll ist in Planung und die ersten Wochen des neuen Jahres haben gezeigt, dass es noch lange keine Möglichkeit für Geflüchtete gibt, sicher über das Mittelmeer zu gelangen. Vielmehr gab es erneut eine hohe Zahl an Todesopfern, was zeigt, dass der Schwerpunkt der EU- Grenzschutzpolitik weiterhin nicht auf der Rettung von Menschenleben, sondern auf Abschottung liegt.
Mit diesem Hintergrund beschloss borderline-europe im Jahr 2018 weiterhin mit Projekten, Aktionstagen und Demonstrationen den Menschenrechtsschutz der Geflüchteten im Mittelmeerraum zu unterstützen. Einer der Schwerpunkte für dieses Jahr wird die Situation in Libyen sein, die sich seit dem Abkommen zwischen der EU und Libyen zunehmend verschlechtert. Die Menschen in Libyen werden unter menschenunwürdigen Bedingungen festgehalten und an der Flucht gehindert. Wir sind der Überzeugung, dass jedem Menschen ein Recht auf Flucht zusteht, weswegen wir versuchen mit Recherchearbeit und dem Aufbau neuer Kooperationen nach Nordafrika auf die Lage der Geflüchteten dort aufmerksam zu machen. Diese Arbeit soll nicht erst in Libyen beginnen, sondern schon vorher auf den Fluchtrouten durch Afrika. Beispielsweise ist der Weg über den Niger gefährlich und die Errichtung neuer Hotspotzentren dort ist besorgniserregend.
Außerdem beobachtet borderline-europe weiter kritisch die Lage auf den griechischen Inseln, besonders die Zustände im völlig überfüllten Lager Moria auf Lesbos. Die Kooperation mit unserer Außenstelle auf Lesbos soll intensiviert werden und wir unterstützen das aktuelle Mosaik-Projekt auf der Insel.
Von unserem Büro in Palermo wurde außerdem ausführlich über die Situation Geflüchteter in Italien und die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Kriminalisierung von Fluchthilfe berichtet. Auch hier bleibt im Jahr 2018 viel Arbeit zu tun. Die intensive Zusammenarbeit zwischen den Büros in Palermo und Berlin soll bestehen bleiben und im Rahmen geplanter Projekte weiter ausgebaut werden.
Die Vernetzung, nicht nur mit den Büros von borderline-europe im Ausland, sondern auch mit anderen Organisationen und Projektpartner*innen in Deutschland und Europa bildet einen weiteren Schwerpunt für 2018. Die Arbeit von borderline-europe lebt von der Zusammenarbeit mit anderen Seenotrettungs-, Menschenrechts- und weiteren Organisationen, die sich für eine menschenwürdige EU- Grenzpolitik einsetzen. Sowohl Projekte, als auch Recherchen und Aktionstage sollen gemeinsam organisiert und durchgeführt werden. Wir freuen uns, bereits mit vielen Organisationen gut vernetzt zu sein und möchten einige, sich neu gründende Vereine und NGOs unterstützen, wie zum Beispiel Mare Liberum.
Weiterhin waren auf dem Jahrestreffen die eigenen Projekte des Berliner Büros Thema. Zum Jahresbeginn startete die Kannouta-Filmtour in Berlin. Des Weiteren wird das Projekt „Brücken statt Mauern“, das sich gegen die Stigmatisierung von Geflüchteten richtet, weitergeführt werden.
Für das Jahr 2017 konnten wir ein positives Resümee ziehen und viele unserer Vorhaben umsetzen. Dies war auch möglich, da die Zahl an Freiwilligen und Aktivist*innen, die mit uns zusammenarbeiten und die Projekte von borderline-europe unterstützen stetig zunimmt. Wir wünschen uns, dass dies auch im Jahr 2018 so weitergeht und hoffen, dass wir einige unserer Vorhaben umsetzen können, was in Anbetracht der nicht endenden Diskriminierung Geflüchteter nötig ist und wogegen wir nur mit viel Unterstützung etwas ausrichten können.